Mittwoch, 23. Juni 2010

Titelverteidigung?


Bereits im März hab ich meinem guten Freund Dieter Friedrich versprochen, nach dem Titel im Vorjahr wieder an der ÖM Paarzeitfahren der Amateure teilzunehmen, ohne zu wissen wo das Rennen stattfindet – in Oberwart! Ein kurzer Blick auf die Landkarte verrät, das sich das gute Örtchen im anderen Eck Österreichs verbirgt – aber ausg’macht ist ausg’macht, hab ja sonst nichts G’scheiteres zu tun!

Am Samstag stand ein „normales“ Einzelzeitfahren am Programm, auf der selben Strecke, auf der am Sonntag das Paarzeitfahren folgen sollte. „Eine gute Vorbereitung…“ denk ich mir – außerdem sind 1200 km im Auto für zwei statt einem Rennen eher vertretbar.

So weit, so gut – bis ich kurz vor dem Start bei einer letzten Überprüfung der Schaltung ein Knall höre und die Hülle des Schaltseiles vom Werfer (vorne) aufplatzt (selbst schuld, hab ihn zu eng verlegt und irgendwann war er einfach hinüber, zum Glück nicht beim Rennen)! „Auch wurscht.“ denk ich und schraub den Werfer einfach am großen Kettenblatt fest – ab zum Start:

Die ersten gut 7 km sind fast flach, schnell find ich einen guten Rhythmus und fahr so dahin, bis ich an der „Steigung“ ankomme: Schluss mit lustig, am teilweise 10 Prozent steilen und über einen Kilometer langen Anstieg geht mir mit 55/23 nicht nur der Schmäh, sondern auch der Dampf in den Schenkeln aus: Was zu Beginn noch Radfahren war, endete mit einem Krieg zwischen mir und dem Carbonding unter mir – im Sitzen war nix mehr zu machen, sodass ich im Wiegetritt teilweise unter 20 km/h raufwürgte. Nach der unlustigen Abfahrt mit 80 Sachen auf nasser Straße und der Wende der ganze Spaß zurück, noch ein bissl steiler! Ob das dabei entstehende knirschende Geräusch von meinen Knien oder den Bandscheiben kam, weiß ich bis jetzt noch nicht!

Auf den letzten 7 km schaute ich eigentlich nur noch, einen halbwegs runden Tritt ins Ziel zu bringen, das ganze Pulver wollte ich nicht verschießen, das Highlight sollte ja am Sonntag folgen. Aufgrund des Rennablaufes war für mich umso überraschender, dass ich das Rennen gewinnen konnte, denkbar knapp mit einem Vorsprung von unter einer Sekunde auf Tom Maierhofer!
Interessantes Detail: Auf der gleichen Strecke – allerdings ohne die Anstiege – fuhren auch die Nachwuchsklassen, ebenfalls mit Chip – Zeitnehmung. So ergab es sich, dass wir erstmals Zwischenzeiten hatten: Nach gut 7 Minuten Fahrzeit hatte ich bereits 9 Sekunden Vorsprung, nach den Hügeln 5 Sekunden Rückstand, im Ziel wieder eine Vorsprung auf Tom, Dieter wurde 6.

Leider gibt's keine Actionbilder von Walter, deshalb "nur" eines von der Siegerehrung.


Spätestens nach dieser „Streckenbesichtigung“ rückte für uns das Duo Traxl/Obwaller auf den Favoritenthron, wir erwarteten wie im Vorjahr einen Sekundenkrimi und es würde wohl keine Paarung die Anstiege so schnell fahren können wie die Beiden… Somit war am Abend nach ein paar isotonischen Besprechungsgetränken mit Schaumkrone unsere Taktik für Sonntag klar: Voll rausbrennen, bergauf Schadensbegrenzung, ins Ziel überleben!

Am Sonntag, kurz vor dem Start werde ich nochmal nervös: Ich biete Dieter einen Schluck Orangensaft an, worauf er nur fragt: „Host ka Bier?“ Ich pfeif auf die Meldung und sag nur zu ihm: „Dafür wirst leiden!“ Gesagt, getan: Gleich nach dem Start brennen wir gegen den Wind mit 47 km/h auf die lange Gerade. Die Begeisterung und Übermotivation währt aber nur kurz: Nach dem Brennen gegen den Wind stehen die Schenkel schon nach wenigen Minuten in Flammen – die Geschwindigkeit sinkt unaufhaltsam, bis sie sich bei 42 – 44 km/h einpendelt.

Spätestens bei einem Blick auf die Stoppuhr bei der Zwischenzeit und einem Rückstand von über 30 Sekunden zu meiner Zeit vom Vortag macht sich Ernüchterung breit, ich sag Dieter lieber nichts von der Zwischenzeit und verwende die Luft besser zum Schnaufen – wie stark der Wind tatsächlich war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht abschätzen. Über die Hügel machten wir ein perfektes Paarlaufen (fast so schön wie die Eiskunstläufer), auch wenn ich gewollt hätte, hätte ich Dieter nicht abhängen können.

Auf den letzten 7 – 8 Kilometern zum Ziel macht sich endlich der Rückenwind bemerkbar, ich schalt runter: 14, 13, 12, 11 – ich schau auf den Tacho: 57 km/h – boah, doch ganz schön Wind. Bei der Zwischenzeit sind wir schon ein paar Sekunden schneller als am Vortag, die Begeisterung kehrt wieder! Auf den letzten Kilometern ins Ziel hab ich den Eindruck, dass wir uns eher gegenseitig abhängen wollen, als zusammen zu fahren. Dieter brennt vorbei, dass ich kaum im Windschatten einsteigen kann, ich geb’s ihm gleich zurück, aber er pickt mir hinten drauf wie ein Zeck!
Im Ziel drück ich auf die Stoppuhr – über eine Minute schneller als am Vortag! Zu diesem Zeitpunkt wird mir bewusst, dass wir gut gefahren sind, wussten aber natürlich nicht, ob es zur Titelverteidigung reichen würde. Als sich Traxl/HPO als letzte gestartete Paarung mit 11 Sekunden Rückstand hinter uns auf Rang 2 einparkt, ist uns wohl das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht gegangen – Titelverteidigung!!!

Ein Blick auf die Ergebnisliste bestätigte: Nach 8 Minuten Fahrzeit hatten wir bereits 10 Sekunden und mehr Vorsprung auf die Konkurrenz, auf Traxl/HPO gar 24! In den Anstiegen konnten die Beiden den Rückstand auf schwach 6 Sekunden reduzieren, im Ziel waren es aber wieder gut 11.
Das heißt für Dieter und mich, dass wir für unsere Verhältnisse ein nahezu perfektes Rennen gefahren sind, genau wie geplant. Es bestätigt sich: Mit einem Freund zu fahren setzt noch mehr Kräfte frei, Dieter ist wie im Vorjahr über sich hinausgewachsen, mit so einer Leistung wär er am Vortag sicher auch aufs Podest gefahren – Danke, dass ich dich leiden lassen durfte ;-) !!


Gestern drehte ich nach dem Dienst eine Runde mit meinem Fully zum Ausradeln, und was passiert? Mich haut’s voll auf Schnauze! Das Rad ist so geil zu fahren, dass ich permanent über meine Verhältnisse fahr, die Folge: Abschürfungen an der ganzen linken Körperseite, vom Knöchel bis zum Handgelenk, jetzt hab‘ ich wenigstens wieder einen Grund, dass ich nix trainieren muss…

Sonntag, 6. Juni 2010

Zeitfahren

Seit dem Hungerburgrennen hab ich mich am Rad nur für's Training (wenn auch in geringerem Ausmaß als in den Vorjahren) aufgehalten, also keine Rennen, die Leistungskurve zeigte gefühlsmäßig dennoch nach oben, Zeit für eine Standortbestimmung:

Bereits seit einigen Jahren fahren die Angehörigen des Polizei Radkaders - darunter auch ich - nach Kornhorn (NL) um an einem internationalen Vergleichswettkampf teilzunehmen. Am Dienstag war Anreise: 1100 km, ca 12 Stunden, 2 davon im Stau - a echte Hetz'!
Auftakt am Mittwoch - Prolog 4 km: Da ist mir eigentlich nie ein gutes Rennen ausgekommen, nach der mäßigen Vorbereitung hab ich mir keine Ziele gesetzt und geschaut, was passiert. Folge: Platz 2, 8 Sekunden hinter dem nicht wirklich unbekannten Harald Starzengruber, welcher seit heuer die Polizeiausbildung in Salzburg absolviert - für mich eine echte Überraschung. 6 Stunden später ein Straßenrennen über 75 km. Wie in den vergangenen Jahren hektisch, aber ohne größere Zwischenfälle. Mein bekanntes Problem tritt dennoch mehrmals auf: Nachdem ich nicht wirklich ein begnadeter Techniker bin, spuckt mich das Feld immer wieder hinten aus, was sinnlos Nerven und Körner kostet. Letztendlich kommt das Feld aufgrund einer tollen Mannschaftsleistung - besten Dank an Stefan (Stadler), Jörg (Randl) und Dieter (Friedrich) - geschlossen an, Starzi gewinnt den Sprint und somit den 2. Bewerb.
Am Abend Heineken Schmerzbekämpfung, Donnerstag Zeitfahren über gut 20 km.
Nach diesem Auftakt hab ich mir schon ein gutes Rennen erhofft, ist es auch geworden: Wieder Platz 2 (Starzi's 3. Streich). Die 38 sec Rückstand waren verkraftbar, weil ich nach 16 km einen Steher hatte: Ein LKW hatte sich in dem Gasslwerk auf die Strecke verirrt und mir keinen halben Meter zum Vorbeifahren gelassen. War aber letztendlich wurscht, ein paar Sekunden weniger hätten weder Gesamt noch in der Einzelwertung eine Rolle gespielt und ein 46er Schnitt ist sich trotzdem ausgegangen.
Das abschließende Rennen über 115 km am Freitag war Anfangs ähnlich hektisch wie am Mittwoch, allerdings diesmal für mich mit einem Novum: Erstmals war ich in der richtigen Ausreißergruppe! Starzi in Gelb fuhr bei einer Attacke ca bei Halbzeit des Rennens mit, der drittplazierte Deutsche Sebastian Heinrichs sprang nach. Ausnahmsweise hab ich's überzuckert und konnte mit letztem Kitt die Gruppe gerade noch erwischen, eine Nahrungsübergabe auf das Oberrohr meines Rahmens konnte ich nur knapp verhindern. Die letztendlich 8 Fahrer starke Spitzengruppe harmonierte perfekt, sodass für mich eine Runde (7 km) vor Schluss klar war, dass ich den 2. Platz halten würde. Deshalb haben sich Tom Wallner und ich die letzte halbe Runde vor den Karren gespannt und haben mit letztem Sprit versucht, den Sprint für Starzi anzufahren, welchen er auch souverän gewann, er war zu keinem Zeitpunkt im Rennen in Verlegenheit, das Gelbe zu verlieren - war eine richtig starke Vorstellung. Gesamt somit für mich Rang 2.
Gleich nach dem Rennen Rückreise, 3 Stunden Schlaf, dann 7 Stunden stehen am Pink Konzert! War zwar für das Zeitfahren am Sonntag nicht gerade zuträglich (die aus den Schuhen quellenden Flossen nach Hause zu bewegen war härter als Rennen fahren) trotzdem hat sich's ausgezahlt!


Zieleinlauf Telfs: Wieder geniale Fotos von Walter, der nach einer Nachtschicht offensichtlich doch noch die gelungenen Fotos retten konnte!

Heute das Okay - Paarzeitfahren Telfs-Zirl-Telfs: Bereits vor einigen Wochen hatte ich mit meinem Kumpel Jörg ausgemacht daran teilzunehmen, wobei wir uns vor dem Start nach der oa Woche nicht mehr sicher waren, ob es schon die richtige Entscheidung war. Kurzum, sie war richtig! Obwohl wir nie zusammen Zeitfahren trainiert hatten, harmonierten wir perfekt, wenngleich die Bedingungen schwierig waren. Die erste Hälfte nach Zirl war richtig scharf, bei einer Übersetzung von 55/11 bis 55/13 stand nie unter 52 am Tacho! Was aber im Gegenzug hieß: Da ist Wind, und das nicht zu wenig! Bis zur Hälfte der Rückfahrt ging's noch einigermaßen, aber auf den letzten 5 km haben schon langsam die Watt gefehlt. Trotzdem konnten wir in 27.10 min einen 48er Schnitt ins Ziel bringen, nur 9 sec vor den Deutschen Werner Müller-Schell / Wolfgang Schober.

Resümee der Woche: Hart war's! Aber ich hab gesehen, dass die PS da sind. Ich hab aber auch gesehen, dass die Speckrollen auf meinem Bauch beim Zeitfahren kein Nachteil sind, wahrscheinlich wirken die ähnlich wie die Dellen auf den Zipp Laufrädern, bergauf wirken sie aber immer noch wie schleifende Bremsen, und ob ich mich dazu hinreißen lasse, doch wieder ein paar Fleischkassemmeln weniger zu essen, weiß ich nicht...

 
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