Sonntag, 15. November 2009

Traum oder Albtraum??

Ich hab ja schon vor einiger Zeit meine Gedanken zum heurigen Ötztaler Radmarathon kundgetan, heute muss ich am Blog von Alex lesen, dass der Sieger der Ötztaler '06, '07 und '09 positiv auf "was auch immer" getestet worden sein soll. Eigentlich wollte ich mich nie öffentlich zu diesem Thema äußern oder gar rechtfertigen - ich kenne auch das eine oder andere Gerücht über mich - die, die mich besser kennen, wissen ohnehin meine Einstellung. Trotzdem kann ich mir die folgenden Zeilen nicht verkneifen:

Ich war beim Ötztaler 7., ohne Patschen Option auf Platz 5, ohne den oa italienischen Superstar womöglich gar 4. Hmmm, da kommt schon mal der Gedanke, ob's vielleicht auf's Podest reichen hätte können, wer weiß, was die anderen vor mir im Flaschl hatten?!?
Meine Naivität in dieser Hinsicht holt mich wieder mal ein. Nach den Geschehnissen im heurigen Frühjahr hätte ich schon im Mai am liebsten den Hut drauf geschmissen, allerdings hatte ich über den Winter viel trainiert und umsonst hätte das auch nicht sein sollen - also weitermachen wie bisher. Offensichtlich hat sich seitdem auch in Österreich nix geändert, international fehlt mir der Einblick, vermutlich ist's aber auch nicht anders.
Derzeit steh ich vor der Kreuzung: Links Richtung "Hobbysport", rechts Richtung "weiter wie bisher". "Weiter wie bisher" heißt an regionalen und zum Teil nationalen Rennen teilzunehmen - ich glaube im Gegenteil zu manch anderen zu wissen, wo ich hingehör'.

Ich habe heuer - für mich persönlich gesehen - schöne Erfolge feiern dürfen. Aber ich habe auch eine Karwendeltour und andere Ausflüge mit meiner Frau Carmen genossen, ganz ohne Pulsuhr, dafür halb so schnell wie gewohnt, es waren wunderschöne Tage!

Einer dieser Tage mit Carmen: Einlösung meines "Ötztaler Gewinnes" (Übernachtung, Essen, Massage usw im Travel Charme Hotel am Achensee) und des "Hinterhorn Gewinnes" (echt cooler Fiat 500 für ein Wochenende), danke an die Gönner!!

Für mich stellen sich einige Fragen:
  • Soll ich mich wieder eine Saison mit einigen Heuchlern, Aufschneidern und ehrgeizzerfressenen Neidern herumplagen?
  • Kann ich - im Falle einer Trainingsreduktion - damit leben, nicht mehr zu den Favoriten zu gehören und "nur noch" um die Top 10 oder gar noch weiter hinten mitzufahren?
  • Wie lange kann ich überhaupt noch mein Niveau halten, immerhin werd' ich im Frühjahr auch schon 36!?
  • Wo wäre ich gelandet, wenn ich auch in den Medizintopf gegriffen hätte?
Die Liste könnte ich noch lange fortsetzen, geht aber am Thema vorbei, es ist und bleibt alleine meine Entscheidung!

Irgendwie hätte ich es immer gerne gesehen, wenn meine Tochter Vicy in meine sportlichen Fußstapfen getreten wäre. Heute bin ich froh darüber, dass es nie soweit gekommen ist! Denn vielleicht wäre sie vor einer anderen Kreuzung gestanden: Links die "Epostraße", rechts die "Testostraße", geradeaus "Saubermannstraße" mit Zusatzschild "Sackgasse"? Für mich hat sich diese Frage glücklicherweise erst vor wenigen Jahren gestellt, zu einem Zeitpunkt, als ich bereits wusste, dass ich kein "Echter" mehr werde! Und um mich nicht falsch zu verstehen: Ich bin unheimlich stolz auf meine Tochter, trotz - oder gerade wegen - der Tatsache, dass sie im Gegenteil zu vielleicht 90% anderer 13-jähriger nicht mit dem Mainstream schwimmt und einen außerordentlich starken Charakter entwickelt hat. Außerdem macht es mir auch Spaß, mit ihr 45 Minuten laufen zu gehen und dabei nur 6 Kilometer zurückgelegt zu haben, es ist schön, wenn sie mir in dieser kurzen Zeit ihre Sicht der Dinge reinpresst und ich am Ende mancher Diskussionen mit dem schlechteren Ende dastehe! Dieser Absatz gilt einigen übermotivierten Eltern, die sich fragen sollten, ob der Drill, dem sie ihre Kinder aussetzen, diesen auch tatsächlich Spaß macht oder ob sie vielleicht nur die eigenen versäumten Erfolge über die Kinder nachholen und auf sich selbst projizieren wollen...

Die oben angeführten Zeilen sollen mit Sicherheit kein Angriff auf den Radsport sein, das erledigen die Medien bereits mit Bravour!! Mir ist schon lange bewusst, dass sich die Problematik quer über das ganze Spektrum aller Sportarten bis hin in den Alltag gezogen hat, denn, man glaubt es kaum, es gehen genügend Antisportler erst mit 3 Aspirin am Montag arbeiten, weil sie das ganze Wochenende gesoffen haben. Nur, in meiner angeführten Naivität vergesse ich immer wieder, wie weit der Dreck in den Hobby- und Amateursport (und da gehöre ich nun mal dazu) nach unten geronnen ist, auf professionellem Niveau scheint dies ja doch den meisten inzwischen klar geworden zu sein, wenngleich sicherlich auch dort viele mit Wasser kochen. Was vielen der regionalen Szene aber nicht klar ist: Wir sind meilenweit von diesem internationalen Spitzenniveau entfernt, ob mit oder ohne Medizin!

Zusammenfassend weiß ich eines ganz gewiss: Sollte ich den Schritt zurück machen, der Abschied aus dieser Szene wird mir nicht besonders schwer fallen!

Ach ja, an all die anonymen Poster, mit deren Einträgen ich rechne: Ich werde mich künftig weiterhin weder zu den Einträgen rechtfertigen, noch diese löschen, wie gehabt. Wenn sich einer unter der "Anonymitätskapuze" verstecken muss, disqualifiziert er sich eh' selber genug. Auch das ist nur meine Meinung, aber um diese geht's schlussendlich in einem Blog...

18 Kommentare:

  1. Servus Laimi!

    Deine Beiträge sind sehr informativ und gut geschrieben. Für mich ist deine Leistung, sowie die der anderen Teilnehmer auf die Thaurer Alm jedenfalls glaubhaft und nachvollziehbar.

    Ich hab jetzt nicht das Gefühl, dass bei den MTB Bergrennen, die ich heuer gefahren bin, gedopt wird. Gezieltes Doping (Blutdoping, Epo etc.) ist sehr teuer und daher für Hobbysportler sowohl finanziell untragbar und auch sonst (geht ja um nix) fragwürdig. Wenn jemand irgendwelche Mittel (Kortison, Amphetamine ...) einwirft, geht er ein gesundheitliches Risiko ein. Ich glaub nicht mal, dass das zwangsläufig schneller macht. Für ein Topergebnis müssen viele andere Einflussfaktoren (Tagesform, Taktik, Material ... der !Kopf!) passen.

    Vielleicht sieht ma sich bei dem einen oder anderen Rennen im Frühjahr - wär mir ein Volksfest ;-)!

    Wie schwer ist denn dein Scott Scale bei den Bergrennen? Ich werd mir auch so ein um die 7 kg Ding aufbauen, allerdings mit v-brake.

    In diesem Sinne - Kette rechts!

    Frank Kerber

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  2. finde den Artikel super. ;)

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  3. Salve,
    Mit 36 Lenze is da Zenit nu nit erreicht (siehe Richi) und mit Neider und Unsympathler gebn ma ins eh nit ab, oda? ;)
    Oiso du Echta: weitermachen.

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  4. Hi Laimi!!

    Du hast recht, sich mit diesem Thema "öffentlich" zu befassen und seine Meinung zu äußern ist nicht einfach....habe mir dabei ja auch fast schon mal meine Finger verbrannt! Deshalb schreibe ich jetzt nicht viel dazu....nur eines...ich finde deine Zeilen gut!!
    lg Maggo

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  5. Hallo Laimi!

    Wie auch immer du dich entscheiden wirst oder bereits entschieden hast, wichtig ist, - so glaube ich - dass du mit dir und deiner Leistung zufrieden bist!
    Wer schlecht reden oder denken will, tut dies ohnehin!

    Lg Manuel

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  6. Hallo Laimi!

    Dein Text hat mir sehr gut gefallen. Vor allem die Ansicht mit den übermotivierten Eltern. Bin selber Vater zweier Kinder, und ehrlich gesagt wäre mir lieber wenn meine Kinder keine Radrennen bestreiten würden. Ich bin dem Sport leider verfallen und kann nicht mehr anders ;-) Aber es wäre schade wenn Du nicht mehr dabei wärst. Obwohl ich Dich nur schlecht kenne bist Du mir doch sehr sympathisch, und eine Bereicherung in einem Sport wo's doch einige Spinner und Übermotivierte gibt. Ich selber werde (wenn ich's schaffe) mich vermutlich aber auch in 2 Jahren vom Radrennsport zurückziehen und wieder zum Sportklettern wechseln, wo's doch um einiges entspannter zugeht.

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  7. Hi Laimi - (s Blogleser)

    Finde den Beitrag super...überhaupt der ganze blog taugt ma!...
    Die Frage ist nur was machen nun ca. 3500 Finisher des ÖRM mit ihrem Finisher Trikot wo der italienische "Wunder"-knabe drauf abgebildet ist ? ;-) ...ober i hun eh a neuen radlputzfetzen gsuacht! ;-)
    greets aus Sölden Martin

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  8. hallo laimi man sieht halt doch, dass du dich auch mit diesem Thema beschäftigst und dazu diesen in dieser form angefertigten bericht (an viele gleichdenkenden Sportlern und auch nicht leistungsbezogene personen zuführst wir haben uns ja bereits des öfteren persönlich über diese probelmatik unterhalten. jedensfalls räume nicht das feld und gehe deinen sportlichen weg in dieser form. ist immer noch der beste weg. Gruß werner lengauer.

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  9. Hallo Laimi,

    wenngleich ich deinen Ärger verstehe - du darst nicht alle in einen Topf werfen, und musst dich sicher nicht die ganze Saison "mit Heuchlern herumschlagen", wie du schreibst. Bei internationalen Rennen wie dem Ötztaler kann es schon vereinzelt schwarze Schafe geben, jedoch glaube (und hoffe) ich nicht dass bei "unseren" (Berg-) Rennen in Tirol mordsmäßig gedopt wird.

    Außerdem sprechen deine Erfolge eh für sich, ans Aufhören würde ich noch lange nicht denken ;-)

    Grüße,
    Tom

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  10. he laimi, unsere neider usw müssma weiterhin a ringerl umhängn ;)
    guate zeilen ...!!
    gruss vom arlberg
    traxi

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  11. Hallo , ich muß auch meinen Senf dazu beitragen !
    Es gibt verbotene Substanzen für viele Teilnehmer des Ötztalers , aber auch verbotene Hilfsmittel ( Begleitfahrzeuge )!!
    Gruß aus Wörgl
    Hari

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  12. War doch nur eine Frage der Zeit bis man beim Ötztaler einen erwischt. zu denken da radeln 4000 Heinis sauber 8 Stunden durch die Gegend wär schon sehr blauäugig. Geschieht ihm sowas von recht, dem Negrini! Lg philipp

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  13. seas laimi
    gratuliere - gute zeilen - radlerischephilosophie, wo nicht der m. gluteus maximus regiert sondern das hirn.
    solltest bei der kreuzung irgendwann links abbiegen - so kann i dir garantieren, dass dort die welt nit schlechter ist - dafür der horizont weit größer. ;-)
    lg boscheler

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  14. Danke für die oben angeführten Aufmunterungen, die hab ich derzeit wirklich nötig, stecke knietief in meiner üblichen Herbst-Winterdepression...
    @ Frank: Wenn dir ein leichtes Rad aufbauen willst, schau dir genau an, ob du mit V-brake wirklich noch leichter bist als mit Scheibe, die neuesten Laufräder kompensieren meistens den Gewichtsnachteil, welcher nur mehr minimal ist. Der performance Vorteil einer Scheibe gegenüber einer V-brake ist aber für einen Vielfahrer doch erheblich. Übrigens hat mein Scott heuer inkl Straßenpedal, Barends und Flaschenhalter 7,15 kg gewogen, ist auch nicht mehr richtig schwer...
    Lg Laimi

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  15. Servus Laimi!

    Vielen Dank für die Antwort. 7,15 kg ist eine Kampfansage, da will ich wenigstens gewichtsmässig auch hin ^^

    Verständlich, dass dich die "Enthüllungen" vom Ötzi ein wenig anschei****, da tritt man wohl manchmal gegen "Windmühlen" an. Irgendwie müssen Negrini und Co. halt den Mangel an Talent ausgleichen *fg*.

    Nächstes Früjahr werden die Karten neu gemischt und ich wette, dass der amtierende Tiroler Meister im Hillclimb auch am Start steht!
    Die Kirschschnäpse im Ziel sollten Ansporn genug sein ;)

    In diesem Sinne pfiat di derweil & Kette rechts!

    Frank Kerber

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  16. Danke für die klaren Worte. Hab mich wirklich gefreut, das zu lesen. Es muss verdammt frustrierend sein, wenn man auf einem Niveau fährt, auf dem viele schon mit "unterstützenden Mitteln" nachhelfen.
    Ich wünsch dir noch viel Erfolg und zeig weiterhin, dass man auch sauber erfolgreich sein kann.
    lg

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  17. Hi Laimi,

    Ich kann dich voll und ganz verstehen. Mir gehts warscheinlich genauso wie dir. Und auch ich stelle mir die Frage was wäre möglich gewesen ohne solche Idioten die Ihre Gesundheit im Prinzip für nichts auf das Spiel setzten,evtl Platz 3 wo mir keine Minute gefehlt hat und wenn ich nicht auf Werner Weiss nach seinem Sturz vom Timmel gewartet hätte wäre Platz 4 ohnehin drin gewesen.Und wer sagt uns das die anderen vor uns nicht auch in die Keksdose greifen?Natürlich ist es schwer auch unsere Leistung jetzt noch als Sauber zu verkaufen, wenn es keine Dopingtests gibt. Aber es macht mich persönlich umso stolzer zu wissen das was ich sportlich geschafft habe immer sauber geschafft zu haben und ich habe gesehen und werde es auch weiter tun wieweit man sauber kommen kann. Das es nicht für einen großen reichen wird das ist mir klar deswegen fahr ich ja auch keine Profirennen. Mit dem ÖRM hab ich abgeschlossen.
    Will mir sportlich ein neues Ziel suchen und habe es auch schon getan. Aber auch dort werden warsch. nicht alle SAUBER fahren. Ich bin anscheinend wirklich so naiv und dachte das hier wirklich alle sauber fahren wie ich.
    Viele Grüße aus Bayern

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  18. Hi Lechi! Danke für deinen Eintrag, könnten fast meine Worte sein. Vielleicht sieht man sich trotzdem mal wieder bei einem Rennen, würde mich freuen!
    Lg Laimi

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